Sven Zprottenkopp

Bei der studentischen Jobvermittlung

So ein Mist! Mitte Mai schon wieder vorüber und noch immer keine Miete bezahlt. Draußen regnet es in Strömen. In der Jobvermittlung für Studenten gibt es so gut wie nichts.

»Also, Leute, wer hier 'n Traumjob sucht, kann gleich wieder gehen. Aber wer wirklich arbeiten will, der findet immer was.«

Zum Beispiel Landschaftsgartenbau. Bei strömenden Regen. »Gehen sie mal 'n bisschen schneller! 10 Mark ist 'n Bombenlohn!« (Ich kann dir mal 'ne Bombe unter'n Arsch legen.)

Oder Bauhelfer. Bei strömenden Regen Dachziegel hochtragen. »Der Kran kommt da nicht hin.« »Was willst du den mit 'nem Helm? Wenn da so'ne Palette mit Mauersteine runterkommt, nützt dir sowieso kein Helm mehr.«

»Die Bundesbahn sucht drei Leute, die bei Gleisarbeiten helfen.« »Gib mal her, ich zeig dir mal, wie das macht. So haut man die Forke in den Schotter und weg damit. So! Und nun mach du mal.« (Die nächsten acht Stunden mit der gleichen Geschwindigkeit, wie er zwei Minuten lang.) »Schrei doch die jungen Leute nicht immer so an!« »Die tun doch sonst nichts!« (Wir nannten den einen »IQ« und den anderen »Double Q«.)

Umzugshelfer ist auch nicht schlecht. »Was ist'n das für'n Krach da unten?« »Ach, nichts besonderes. Da ist nur 'n Klavier zusammen mit zwei Studenten die Treppen runtergefallen.«

»Der alte Herr Roggenstedt sucht einen Studenten, der ihm den Rasen mäht.« »Junger Mann, wir haben damals im Krieg bei viel schlechterem Wetter gemäht.« (Aber kein Rasen!)

»Die Mensa sucht für heute zwei Studenten zum Geschirrspülen.« »Na? Da steht ihr heute ja mal auf der anderen Seite der Barrikade, was?« »Tss! Was sind die Studenten bloß für Schweine! Guck dir das an. Die Kippen im Kartoffel-Püree.« (Da hat sie allerdings voll recht!)

»Bei einer Spedition sollen Reifen abgeladen werden.« »Ja, das sind LKW-Reifen. Hat man das euch nicht gesagt?« »Stell dich nicht so an! So'n Reifen wiegt doch nur 60 Kilo!« (Ich kann dir ja mal 'ne trigonometrische Gleichung geben, du Elefantenbaby. Mal sehen, wer sich dann anstellt.)

Und was ist das? »Ein Klempner sucht einen Studenten zum Reinigen von verstopften Clos. Sein Türke hat sich geweigert, dafür herzuhalten.« (Sofort abschieben sowas! Gibt doch schließlich zwei Pfennig Schmutzzulage pro Ködel.)

Me, 1986
Ich als Bauhelfer in Horb/Schwarzwald, Sommer 1986

»Hier ruft gerade das Institut für Arzneimittelforschung an. Hat noch jemand Lust, sich für 350 Mark den Magen spiegeln zu lassen?« (Ja was? Im Krankenhaus müssen sie für sowas bezahlen!) »Sie müssen vorher 'n paar Pillen schlucken, aber uns ist hier noch keiner eingegangen. Bevor wir Studenten nehmen, testen wir erstmal an Tieren.« (Sehr human!)

Aber manchmal gibt es auch bessere Jobs. Während des Wahlkampfs CDU-Zeitung verteilen. 15 Mark die Stunde. »Bist du verrückt! Du kannst doch keine CDU-Zeitungen verteilen!« »Wieso denn nicht? Brecht hat gesagt, erst kommt die Miete und dann die Moral.«

Der Job als Osterhase war auch nicht schlecht und demnächst kann ich wieder den Pfingstochsen spielen.

»Hier ein ganz toller Auslandsjob. Eisverkäufer auf Grönland. Auf Provisionsbasis.« (Anfahrt muss natürlich selbst bezahlt werden.)

»Wer hat Interesse an einem kostenlosen Abenteuer-Urlaub? Es wird jemand gesucht, der ein Paket Haschisch aus Malaysia rausschmuggelt.«

»Volkszähler werden auch noch gesucht.« (Zu den 400 Eiern auch noch ein kostenloser Judo-Lehrgang.)

»Eine staatliche Institution sucht noch einige Akademiker für Beobachtungsaufgaben.« (Komm ich leider nicht rann. Die nehmen nur Leute mit IQ unter 100.)

»Der ZOO im Mundenhof sucht einen Studenten, zum Füttern der Löwen.« »Wieso? Da haben wir doch gerade gestern einen hinvermittelt. Wo ist denn der geblieben?« (Jetzt weiß ich endlich, wo der Begriff »Studentenfutter« herkommt.)


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