Szientismus

Szientismus ist ein in der Regel abwertend benutzter Begriff, der Wissenschaftsgläubigkeit u. ä. bedeutet. Szientisten sind in der Regel harte Atheisten.

Szientismus wird von stark an den Naturwissenschaften orientierten Menschen oft unreflektiert selbst für eine Naturwissenschaft gehalten, ist aber tatsächlich eine philosophische, genauer erkenntnistheoretische Grundhaltung. Szientisten glauben, die Naturwissenschaften reichen aus, das Sein zu erklären. Und zwar der jeweilige Entwicklungsstand der Naturwissenschaft zu ihren Leb- und Schaffenszeiten! Genauer noch: ihr eigenes individuelles Wissen, ihr eigenes intellektuelles Leistungsvermögen reicht aus, um mit Sicherheit daraus ontologische Aussagen abzuleiten. Der Anthropozentrismus wird zum Egozentrismus.

Ich bezweifle, dass der Szientismus eine schlüssige erkenntnistheoretische Position ist. Dazu drei Fragen:

  1. Kann die Naturwissenschaft das vom Menschen unabhängige Sein in allen seinen Quanti- und Qualitäten zur Gänze ohne verbleibenden Rest erklären?
  2. Haben die heute lebenden Menschen alle wichtigen Bestandteile des von ihm unabhängigen Seins bereits erkannt? (So das zukünftige Generationen unser Wissen nur noch im Detail etwas konkreter fassen werden?)
  3. Ist der Mensch mit seiner Ausstattung (Gehirn, Sinnesorgane etc.) überhaupt in der Lage, das von ihm unabhängige Sein zu begreifen? (So dass höhere Arten in anderen Teilen des Universums oder in Zukunft auf diesem Planeten im Prinzip unser Niveau von Wissen haben werden, nur quantitativ ausgedehnt?)

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