Arbeitsteilung und Entfremdung


Arbeitsteilung

Robinson Crusoe hat auf seiner einsamen Insel alle Arbeiten, die für sein Überleben nötig waren, allein machen müssen. Wenn Menschen in Gruppen leben – was die Regel ist – dann teilen sie sich die Arbeit und zwar in dem Sinne, dass sie verschiedene Tätigkeiten verrichten, für die sie ausgebildet oder besonders begabt sind, die aber jede für sich allein nicht reichen würde um einem Menschen oder der Gattung Mensch das Überleben zu ermöglichen. (Beispiel: Bauer, Müller, Bäcker, Lieferant, Verkäufer.)

Eine natürliche Arbeitsteilung gab es zwischen Männern und Frauen wahrscheinlich schon immer. Die Frauen bekamen die Kinder und säugten sie. Das konnten die Männer nicht. Die Männer sind dafür in der Regel kräftiger gebaut als die Frauen. Ergo gingen die Männer auf die Jagd, machten die Tiere tot und die Frauen kümmerten sich um die Kinder und sammelten nebenbei Früchte u. ä. (Dies ging wahrscheinlich über einige Millionen Jahre so. Vielleicht liegt hier der Grund, dass Männer in der Regel aggressiver und Frauen in der Regel liebenswürdiger sind. Ausnahmen bestätigen die Regel!)

Vielleicht hat es auch schon in ganz früher Zeit Menschen gegeben, die geschickter darin waren Waffen herzustellen (Pfeil und Bogen, Lanze, Axt etc.) als sie zu benutzen, während andere geschickter darin waren, Waffen zu gebrauchen als sie herzustellen. Daraus könnte sich dann eine Arbeitsteilung der Handwerker und Jäger entwickelt haben. Der Handwerker kann ohne den Jäger nicht leben, denn seine Waffen kann er nicht essen. Und der Jäger kann ohne den Handwerken nicht leben, den mit bloßen Händen lässt es sich schlecht jagen.

Im weiteren Verlauf der Geschichte haben die Menschen ihre Waffen, später ihre Werkzeuge, ihre Produktionsverfahren, noch später dann ihre Maschinen – sprich die Technik und Wissenschaft – immer weiterentwickelt und damit aber auch immer mehr spezielle Berufe entwickelt. In der heutigen Welt gibt es viele Tausende verschiedene Tätigkeiten, für die häufig eine kürzere oder längere Ausbildung erforderlich ist. Diese Arbeitsteilung ist Voraussetzung für unseren heutigen Lebensstandart, der erheblich höher ist, als der Lebensstandart der Menschen in der Steinzeit. Das Ergebnis ist aber, dass heute fast kein Mensch mehr allein existieren könnte. Er braucht für sein Leben die ganze Gesellschaft. (Sehen Sie dazu auch Ökonomie.)


Entfremdung

Nach Marx besteht das Wesen des Menschen darin, dass er arbeitet, dass er Produkte für sein Leben herstellt, dass er sein Leben produziert. In der arbeitsteiligen Welt, besonders aber im Kapitalismus, ist es aber so (jedenfalls nach Marx):

  1. Der Arbeiter produziert nicht mehr für den Eigenbedarf, sondern für den anonymen Markt.
  2. Der Arbeiter nimmt nur noch Teilarbeiten an einem Gesamtprodukt vor, in dem er seine eigene Arbeit nicht mehr wiederfinden kann.
  3. Im Kapitalismus sind die Arbeiter nicht mehr selbstbestimmte, sondern fremdbestimmte Produzenten.

Wegen diese drei Dinge entfremdet sich nach Marx der Arbeiter von seinem Wesen. Und in dem Maße, in dem er sich selbst fremd wird, werden ihm auch seine Mitmenschen fremd. Die Überwindung dieser Entfremdung sollte nach Marx durch die Schaffung einer kommunistischen Gesellschaft geschehen, in der »universelle Produzenten« (zu denen sich die Arbeiter entwickeln würden) selbst den Produktionsprozess bestimmen und die Arbeitsteilung überwunden ist.

Was ich von dieser Auffassung halte, steht in meinem  Marx-Aufsatz.


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