Arbeit – Arbeiter – Arbeiterbewegung


Kurzbeschreibung Arbeiter

Die Arbeiter als soziale Gruppe gab es bereits seit dem Mittelalter. Aber erst im Verlaufe der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurden sie zu einer zunehmend wachsenden Bevölkerungsgruppe und gesellschaftlichen Macht. Wegen schlechter Bezahlung und extrem ausgedehnter Arbeitszeiten ging es den Arbeitern sehr schlecht. Das führte zur Entstehung der »Arbeiterbewegung«. Diese strebte eine sozialistische Gesellschaft an, in der durch eine Neuverteilung des Eigentums und der geplanten Wirtschaft das Elend der unteren Klassen abgeschafft werden sollte. (Auffassungen, die man bereits bei Thomas Morus und  Fichte findet, der selbst aus ärmlichsten Verhältnissen stammte.) Aber schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich innerhalb der Arbeiterbewegung auch eine Strömung, die nicht auf Revolution sondern auf Reformen setzte, weniger an revolutionären Theorien, sondern mehr am bürgerlichen Liberalismus orientiert war.


Theoretiker der Arbeiter(bewegung)

In vielen philosophischen Theorien des 19. Jahrhunderts und des 20. Jahrhunderts spielen die Arbeiter und die Arbeiterbewegung eine ganz zentrale oder zumindest sehr wichtige Rolle. Bei Marx und Engels und alle später auf sie aufbauenden Theoretikern.

Die wichtigsten:


Weitere philolex-Beiträge, mit Bedeutung für die Arbeiterbewegung:


Von den Arbeiter wurde häufig nicht nur eine Verbesserung der Gesellschaft erwartet, sondern häufig gleich das »Paradies auf Erden«. Die nach meiner Überzeugung beste und fundierteste Kritik an solchen Vorstellungen hat  Karl Popper vorgetragen.


Meine Vorstellungen von der Bedeutung der Arbeiter

Mir ist im Zusammenhang mit Äußerungen über Arbeiter, besonders in philolex-Beiträgen, in denen »linke« Theoretiker dargestellt werden, Arroganz vorgeworfen worden. Ich würde herablassend über die Arbeiter und die Masse der Bevölkerung sprechen. Zu diesem Vorwurf nehme ich wie folgt Stellung:

Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. Ich bin in einem Arbeiter-Milieu großgeworden und war, nachdem ich die Volksschule besucht hatte, selbst viele Jahre Arbeiter, bevor ich über den 2. Bildungsweg studierte. Wenn ich über Arbeiter rede, dann rede ich über etwas, das ich aus meinem eigenen Leben kenne. Und wenn ich lese, was einige Links-Intellektuelle über das Proletariat schreiben, dann frage ich mich manchmal, ob die jemals einen Arbeiter auch nur aus der Ferne gesehen haben.

Die Arbeiter haben nie und nirgends die Eigenschaften gezeigt, die  Marx ihnen zugeschrieben hat. Marx selbst ist in dieser Frage schon ambivalent: Dort, wo er empirische sozial-ökonomische Studien betrieb, konstatierte er einen Arbeiter, der im Produktionsprozess zum körperlichen und psychischen Krüppel gemacht wird. Aber wegen philosophischer Grundentscheidungen (verursacht dadurch, dass er ursprünglich Hegelianer war) hielt er an unrealistischen Vorstellungen über das Proletariat fest. (Die Ausklammerung der Biologie und der Psychologie, bzw. der damalige niedrige Entwicklungstand dieser Wissenschaften, kommt noch hinzu.) Aber selbst zu Marxens Lebzeiten konnte man in diesem Punkt schon klüger sein. Schon Bruno Bauer hielt Marx entgegen, dass die Arbeiter mit ein paar Groschen mehr zufriedenzustellen seien.

Es gibt unter den Arbeitern – wie in allen anderen sozialen Schichten auch – intelligente, engagierte Menschen. Und sicherlich hätte mancher Arbeiter eine akademische Laufbahn einschlagen können, wäre er in früheren Lebensjahren mehr gefördert worden. Aber von den Arbeitern als Gruppe, als Klasse, als »Kollektivsubjekt« die allgemeine Emanzipation der Menschheit zu erwarten, ist Ideologie von gestern, die mit den Realitäten überhaupt nichts zu hat. [1]

Mir ist die Lebenslage der Arbeiter und der Masse der Bevölkerung keineswegs egal. Ganz im Gegenteil! Ich bin ein dezidierter Verfechter der Sozialstaatsidee. Die »Geldgiergesellschaft«, die sich immer mehr breit macht – mit ihrer permanenten Frontberichtserstattung von den Aktienbörsen auf allen Kanälen –, ist mir zuwider. Mein kostenlos verfügbares philolex ist ein tätiger Protest gegen diese »Geldgiergesellschaft«. Aber die Abneigung gegen solche Zustände sollte nicht dazu führen, von den Arbeitern Fähigkeiten zu erwarten, die sie nun mal nicht haben. Und anstatt ein unrealisierbares utopisches System anzustreben, sollte man sich auf das Machbare beschränken. Der Sozialstaat hat sich als machbar erwiesen, der Sozialismus hat sich bei allen bisherigen Versuchen als nichtmachbar erwiesen. [2]

Besonders kurios wird es, wenn Kinder aus gutsituierten bürgerlichen Elternhäusern, wo die Väter Unternehmer, Akademiker, Leitende Angestellte etc. sind, sich faktisch für die Inhaber des »Proletarischen Klassenbewusstseins« halten, während die Arbeiter notorische Vertreter bourgeoiser oder reformistischer Ideologien sind.

Ich möchte so fair sein, in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass ich einigen Menschen, die so waren (und noch sind?), für meine individuelle Endwicklung einiges verdanke. Aber viele von denen – nicht alle! –, die mich in einer bestimmten Phase meines Lebens mal gefördert haben, hätten mich später auch liquidieren lassen, als ich aufhörte ihre Illusionen zu teilen. (Wenn zu dieser Zeit die Verhältnisse noch so gewesen wären wie zu Stalins Lebzeiten. Bei mir haben sie sich darauf beschränkt, mich zu vergiften. Näheres in meinen Lebenserinnerungen.)


Zitate zu Arbeit und Arbeiter

Aristoteles: »Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.« »Das Spiel gleicht einer Erholung, und da man nicht ununterbrochen arbeiten kann, bedarf man der Erholung.« [Meine Entschuldigung gleich ein Computerspiel zu spielen!]

Charles Baudelaire: »Das Vergnügen verbraucht uns. Die Arbeit kräftigt uns. Wähle.« [Es hängt davon ab, was für eine Arbeit es ist. Für entfremdete, Körper und Geist ruinierende Arbeit, die noch andere reich macht, trifft das nicht zu. Für die Arbeit an meiner eigenen Homepage trifft das zu.] »Je mehr man arbeitet, desto besser arbeitet man, und desto mehr will man arbeiten. Je mehr man hervorbringt, desto fruchtbarer wird man.« [Ebenda!]

August Bebel: »Genau genommen ist aber ein Arbeiter, der Kloaken auspumpt, um die Menschen vor gesundheitsgefährdenden Miasmen zu schützen, ein sehr nützliches Glied der Gesellschaft, wohingegen ein Professor, der gefälschte Geschichte im Interesse der herrschenden Klassen lehrt, oder ein Theologe, der mit übernatürlichen transzendenten Lehren die Gehirne zu umnebeln sucht, äußerst schädliche Individuen sind.«

Otto von Bismarck: »Mein Gedanke war, die arbeitenden Klassen zu gewinnen, oder soll ich sagen zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die ihretwegen besteht und für ihr Wohl sorgen möchte.«

Cicero: »Arbeit schafft Hornhaut gegen den Kummer.«

Albert Einstein: »Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.«

Edward Gibbon: »Unablässige Tätigkeit ist zugleich das große Heilmittel für seelisches Leiden und die Grundlage des menschlichen Glücks. Sie ist der Spiegel, in dem wir uns und unseren Wert erkennen können. Durch Betrachten geschieht dies niemals, wohl aber durch Handeln.«

Goethe: »Arbeite nur – die Freude kommt von selbst.« [Wie  oben!] »Die Arbeit macht den Gesellen.« [Learning by doing.]

Victor Hugo: »Denken ist die Arbeit des Intellekts, Träumen sein Vergnügen.«

Wilhelm von Humboldt: »Das Arbeiten ist meinem Gefühl nach dem Menschen so gut ein Bedürfnis wie Essen und Schlafen.«

Immanuel Kant: »Das Kind soll spielen, es soll Erholungsstunden haben, aber es muss auch arbeiten lernen.«

John Locke: »Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die menschliche Natur.« »Die Arbeit seines Körpers und das Werk seiner Hände, so können wir sagen, sind im eigentlichen Sinne sein. Was immer er also jenem Zustand entrückt, den die Natur vorgesehen und in dem sie es belassen hat, hat er mit seiner Arbeit gemischt und hat ihm etwas hinzugefügt, was sein eigen ist – folglich zu seinem Eigentum gemacht.« [In der hochkomplex arbeitsteiligen Welt ist das aber nicht mehr so einfach. Heute arbeiten an einem Produkt zehntausende Menschen.]

Don Marquis: »Wenn ein Mann erzählt, er sei durch harte Arbeit reich geworden, dann frage ihn, durch wessen Arbeit.«

Marx und Engels: »Arbeit ist das Feuer der Gestaltung.« »Die Arbeit ist also eine Ware, die ihr Besitzer, der Lohnarbeiter, an das Kapital verkauft. Warum verkauft er sie? Um zu leben.« »In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst, nimmt der Lohn ab.« »Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die Teilung der Arbeit allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für die Arbeiter verloren.« »Das Kapital ist verstorbne Arbeit, die sich nur vampirmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt.« »Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben.« »Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiterklasse selbst sein.;« [Nicht das Werk usurpatorischer Parteibonzen, die ihre Macht und Privilegien von einer staatlich betriebenen Verbrecherbande (Stasi) schützen lassen. Und das ganze unverschämter Weise »Diktatur des Proletariats« nennen.]

Sophie Mereau: »Aber in der Beschäftigung selbst Vergnügen zu finden – dies ist das Geheimnis des Glücklichen!«

Friedrich Max Müller-Oxford: »Die Arbeit ist der beste Arzt für den Schmerz. In Kummer oder Enttäuschung arbeite angestrengt, und du wirst es selbst erfahren

Nietzsche: »Schaffen – das ist die große Erlösung vom Leiden, und des Lebens Leichtwerden.«

William Penn: »Arbeite! Brauchst du es nicht der Nahrung wegen, so brauche es als Arznei.«

Friedrich Rückert: »Sich im Spiegel zu beschaun, // Kann den Affen nur erbaun. // Wirke! nur in seinen Werken // Kann der Mensch sich selbst bemerken.«

Friedrich von Schiller: »Das ist's ja, was den Menschen zieret, // und dazu ward ihm der Verstand, // dass er im innern Herzen spüret, // was er erschafft mit seiner Hand.« »Sei eingedenk, dass alle Güter der Erde von der Arbeit stammen, wer sie genießt, ohne zu arbeiten, der stiehlt dem Arbeitenden sein Brot.«

William Shakespeare: »Erwünschte Arbeit ist der Leiden Arzt.«

Adam Smith: »Ein Mensch, der kein Eigentum erwerben darf, kann auch kein anderes Interesse haben, als so viel wie möglich zu essen und so wenig wie möglich zu arbeiten.«

Carmen Sylva: »Arbeit und Pflichterfüllung sind das Fundament jedes wahren inneren Glückes.«

Leo Tolstoi: »Wenn ihr behauptet, alle müssten arbeiten, dann sollen es mir alle diese Reichen, die nichts tun, erst einmal vormachen.« »Wenn du arbeitest und lernst, zum Zwecke, Früchte dafür zu ernten, so wird die die Arbeit schwer erscheinen; wenn du aber arbeitest, indem du die Arbeit selbst liebst, so wirst du für dich selbst darin eine Belohnung finden.«

Kurt Tucholsky: »Dass der Arbeiter für seine Arbeit auch einen Lohn haben muss, ist eine Theorie, die heute allgemein fallen gelassen worden ist.«

Mark Twain: »Das Gesetz der Arbeit scheint äußerst ungerecht – aber es ist da, und niemand kann es ändern: Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.« [Ich habe viel Spaß an meiner Arbeit (am philolex) und bekomme sehr wenig dafür.]

Voltaire: »Die Arbeit hält drei große Übel fern: die Langeweile, das Laster und die Not.« »Das Volk, das am meisten arbeitet, ist jederzeit das reichste« [Das kann stimmen. Tut es aber leider nicht immer. Hart arbeitende Menschen oder Völker können auch von der einheimischen Oberschicht oder von fremden Völkern so sehr ausgebeutet werden, dass sie trotz allen Fleißes arm sind.]

Johann Heinrich Voß: »Ein Guter schafft was Gutes gern, // Und fraget nicht, ob Arbeit schände: // Dem trägen Hochmuth bleibt er fern; // Sein Ruhm sind arbeitsfrohe Hände.«

Richard von Weizsäcker: »Ohne den entscheidenden Beitrag der Arbeitnehmer und ihrer Organisationen wäre die Bundesrepublik Deutschland nicht zu jenem Land voll anziehender Kraft geworden, als das sie heute überall in der Welt gilt.«

Oscar Wilde: »Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse.«


Spruch: »Hauptsache der Mann ist gesund und die Frau hat Arbeit.«

Witz: »Wer mit den Vögeln aufsteht, fleißig ist wie eine Biene, rackert wie ein Pferd und abends müde ist wie ein Hund, der sollte schleunigst zum Tierarzt gehen: Möglicher Weise ist er ein Kamel!«


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Anmerkungen

Anm. 1: Detaillierte Kritik an dieser »altlinken« Vorstellung von der Rolle der Arbeiter findet man aus linker Sicht u. a. bei Rudolf Bahro und Andre Gorz. (In seinem Buch Abschied vom Proletariat.) Zurück zum Text

Anm. 2: Der gegenwärtig betriebene Sozialstaatsabbau trifft nicht auf meine Zustimmung! Ich bezweifle ganz entschieden, dass es zu einer solchen Politik keine Alternative gibt. Es gibt nur z. Z. leider keine Mehrheiten für eine andere Politik. Was rot/grün von 2002–2005 betrieben hat, ist nichts anderes als eine rabiate Umverteilung von Unten nach Oben, eine breit angelegte Kapitulation vor Geldgier und Egoismus. Ich habe gar nicht die Illusion, man könnte Menschen Egoismus und Eigentumsstreben gänzlich abgewöhnen. Aber es gibt viele Beispiele aus Geschichte und Gegenwart, wo überindividuelle und außerökonomische Werte bzw. Ideale im Menschen einen so starken Stellenwert einnehmen, dass Egoismus und Eigentumsstreben weitgehend überflügelt werden. Ein zentrales Problem ist das Schwinden solcher überindividueller und außerökonomischer Werte. Die Staatsverschuldung und die Globalisierung sind nicht Ursache (causa) des Abbaus des Sozialstaats, sie sind occasio, Gelegenheit, bestenfalls Auslöser. (So wie bei  Platon Sinneswahrnehmung nicht causa, sondern occasio der Erkenntnis.) Ursache ist der Wertewandel, der auch große Teile der einst linken Politiker erfasst hat. Das ist auch dadurch beweisbar, dass der Sozialstaat zu einer Zeit aufgebaut wurde, als der materielle Reichtum der Gesellschaft geringer war als heute. Grenzenlos Schulden machen geht nicht. Aber Sozialstaatsabbau bei gleichzeitigen Steuersenkungen für Reiche, dass ist in meinen Augen keine sozialdemokratische Politik. Zurück zum Text


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