Werner Heisenberg


Heisenberg kurz und knapp

Werner Heisenberg (1901–1976) war ein deutscher Physiker, Mitbegründer der Quantenmechanik (siehe Max Planck) und Nobelpreisträger. Er war befreundet mit Carl Friedrich von Weizsäcker. Wie dieser hatte er während des 2. Weltkrieges eine gefährliche Nähe zum nationalsozialistischen Staat und dessen Atomprogramm. Inwieweit er die Atombombe für Nazi-Deutschland wollte oder aber entsprechende Forschungen bewusst verzögerte, ist umstritten.

Heisenberg ist besonders bekannt wegen seiner Theorie der Unschärferelation. Diese besagt, dass im subatomaren Bereich keine genauen Messungen möglich seien, da der Beobachtungs- bzw. Messvorgang auf das zu beobachtende Objekt eine Auswirkung habe, z. B. bezüglich seines Ortes, seiner Energie etc. Da Heisenberg gleichzeitig forderte in der Physik nur beobachtbare Größen zuzulassen (Positivismus, Empirismus), schloss er daraus, dass man für den subatomaren Bereich nur Wahrscheinlichkeitsaussagen machen könne. [1]

Vielfach wird dies als eine Widerlegung des Determinismus' angesehen, was dann auch von großem philosophischen Interesse wäre.


Zitate Heisenbergs

»In den Experimenten über Atomvorgänge haben wir mit Dingen und Tatsachen zu tun, mit Erscheinungen, die ebenso wirklich sind wie irgendwelche Erscheinungen im täglichen Leben. Aber die Atome oder die Elementarteilchen sind nicht ebenso wirklich. Sie bilden eher eine Welt von Tendenzen und Möglichkeiten als eine von Dingen und Tatsachen.«

»Wir können nicht beobachten, ohne das zu beobachtende Phänomen zu stören, und die Quanteneffekte, die sich am Beobachtungsmittel auswirken, führen von selbst zu einer Unbestimmtheit in dem zu beobachtenden Phänomen.«

»›Gott würfelt nicht‹, das war für Einstein ein Grundsatz, der unerschütterlich feststand, an dem er nicht rütteln lassen wollte. Bohr konnte darauf nur antworten: ›Aber es kann doch nicht unsere Aufgabe sein, Gott vorzuschreiben, wie er die Welt regieren soll.‹«

»Die Energie ist tatsächlich der Stoff, aus dem alle Elementarteilchen, alle Atome und daher überhaupt alle Dinge gemacht sind, und gleichzeitig ist die Energie auch das Bewegende.« [Die Energie ist die Bewegung und das Bewegende.]

»Die Ontologie des  Materialismus beruhte auf der Illusion, dass man die Art der Existenz, das unmittelbar Faktische der uns umgebenden Welt, auf die Verhältnisse im atomaren Bereich extrapolieren könne.«

»Was wir mathematisch festlegen, ist nur zum kleinen Teil ein objektives Faktum, zum größeren Teil eine Übersicht über Möglichkeit

»Die Naturwissenschaft beschreibt und erklärt die Natur nicht einfach, so wie sie ›an sich‹ ist. Sie ist vielmehr ein Teil des Wechselspiels zwischen der Natur und uns selbst.«

»Die Quantentheorie ist so ein wunderbares Beispiel dafür, dass man einen Sachverhalt in völliger Klarheit verstanden haben kann und gleichzeitig doch weiß, dass man nur in Bildern und Gleichnissen von ihm reden kann.« »Die Quantentheorie lässt keine völlig objektive Beschreibung der Natur mehr zu.«

»Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich, sondern [...] eine von uns gestaltete Wirklichkeit.«

»Aber die existierenden wissenschaftlichen Begriffe passen jeweils nur zu einem sehr begrenzten Teil der Wirklichkeit, und der andere Teil, der noch nicht verstanden ist, bleibt unendlich.«

»Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich, sondern eine gewusste Wirklichkeit oder sogar in vielen Fällen eine von uns gestaltete Wirklichkeit. Wenn gegen diese letztere Formulierung eingewandt wird, dass es schließlich doch eine objektive, von uns und unserem Denken völlig unabhängige Welt gebe, die ohne unser Zutun abläuft oder ablaufen kann und die wir eigentlich mit der Forschung meinen, so muss diesem zunächst so einleuchtendem Einwand entgegengehalten werden, dass schon das Wort ›es gibt‹ aus der menschlichen Sprache stammt und daher nicht gut etwas bedeuten kann, das gar nicht auf unser Erkenntnisvermögen bezogen wäre. Für uns gibt es eben nur die Welt, in der das Wort ›es gibt‹ einen Sinn hat.«

»In der Quantentheorie muss offenbar dieses Gesetz ›tertium non datur‹ abgeändert werden.«

»Das Argument, lebende Organismen seien nur mit den Gesetzen der Physik und Chemie zu erklären und es gäbe keine Vitalitätskraft, stimmt nicht mit der modernen Quantentheorie überein.«

»In der Entwicklung des Kosmos kommt später der Zufall ins Spiel. Aber auch der Zufall fügt sich den zu Anfang gesetzten Formen, er genügt den Häufigkeitsgesetzen der Quantentheorie.«


Kommentare anderer Philosophen zu Heisenberg

Einstein lehnte die Theorie der Unschärferelation aus philosophisch-religiösen Gründen ab. (»Gott würfelt nicht.«) Jeglichem Chaos oder Ungewissheit liege eine Schicht von Ordnung und Gewissheit zu grunde.

Popper setzte Heisenbergs Unschärferelation seine  Theorie der Propensitäten gegenüber.


Kritisches zu Heisenberg

Wenn im subatomaren Bereich die
Kausalität nicht mehr messbar sein sollte, dann bedeutet dies nicht automatisch, dass dort auch keine Kausalität ist. Die Nichtmessbarkeit bzw. Nichtfeststellbarkeit eines Vorganges sagt nichts über dessen Existenz oder Nichtexistenz aus. Aus der Heisenbergschen Unschärferelation philosophische Konsequenzen zu ziehen, bedeutet nach meiner Auffassung eine Reduzierung der Philosophie auf positivistische Philosophie. Sehen Sie hierzu auch Willensfreiheit. Es ist aber durchaus interessant, dass die durchgängige Determination aller Ereignisse auch von naturwissenschaftlicher Seite bezweifelt wird.


Anmerkungen

Anm. 1: Mir hat ein Physik-Student geschrieben, die Behauptung, Heisenberg habe nur beobachtbare Größen in der Physik zulassen wollen, sei falsch. Die Unschärferelation ergebe sich nicht aus mangelnder Messbarkeit, sondern aus mathematischen Formeln. Ich habe aus verschiedenen Quellen die Information, dass Heisenberg eine positivistische philosophische Grundposition gehabt habe. Und die Unschärferelation via Nichtmessbarkeit wird auf vielen anderen Internetseiten so dargestellt, wie auf meiner Seite. Ich möchte deshalb bei meiner Darstellung bleiben, mache aber auf diesen Widerspruch aufmerksam. Zurück zum Text


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