Idealismus: Der Geist ist ursprünglich und bringt die Materie hervor.
Materialismus: Die Materie ist ursprünglich und bringt den Geist hervor.
Agnostizismus: Man weiß nicht, ob Geist oder Materie das Ursprüngliche ist.
Dualismus: Materie und Geist sind gleichermaßen ursprünglich.
Monismus: Materie und Geist sind zwei Seiten der gleichen Sache.
Wenn man sich auf das konzentriert, was man unmittelbar erlebt, dann erlebt man sich als Körper (Materie [1]) und als Bewusstsein [2], unabhängig davon, welche Wörter man dafür auch immer benutzen mag. [3] In welchem Verhältnis Bewusstsein und Materie zueinander stehen, ist eines der ältesten Fragen der Philosophie, auch bekannt als Leib-Seele-Problem oder Grundfrage der Philosophie.
Idee als das Primäre der Welt bzw. des Seins anzusehen, nennt man in der Philosophie Idealismus. (Der Gegensatz dazu ist der
Materialismus.)
Idealismus heißt, dass eine vom Menschen unabhängige objektive geistige Kraft, Gott,
Idee o. ä. Ursache der materiellen Welt sei. Für diese Position steht z. B. das Christentum, der Islam oder Platon.
Idealismus heißt, dass der menschliche, subjektive Geist die Welt schafft und ein Gott hierfür nicht nötig sei. Konsequentester Vertreter dieser Auffassung ist der deutsche Philosoph
Fichte. (Auch
Berkeley wird des Öfteren dem subjektiven Idealismus zugerechnet, obwohl er über den individuellen Geistern Gott als obersten Geist annahm. Auch einige Radikale Konstruktivisten sind dieser Richtung zurechenbar.)
Idealismus (so nennt
Hegel seinen Idealismus) heißt, dass objektiver und subjektiver Geist eigentlich identisch sind. (Gleichzeitig aber auch nichtidentisch. Sehen Sie hierzu den philolex-Beitrag Dialektik.) [4]
Idealismus bzw. bestimmte Spielarten des Idealismus. (Nicht verwechseln mit Spiritismus!) Häufig werden mit dem Begriff Spiritualismus Auffassungen und Verhaltensweisen bezeichnet, die schon ins Religiöse gehen. Besonders wenn in diesem Zusammenhang von »Spiritualität« geredet wird.
Idealismus.) Hierzu zählen z. B. die alten Griechen
Leukipp und Demokrit und in neuerer Zeit Marx (
Dialektischer Materialismus,
Historischer Materialismus) und Lenin. [Bei Lenin kann man Zweifel haben, ob er mit seiner
Materiedefinition den Materialismus nicht faktisch beerdigt hat.] Der Materialismus beinhaltet in der Regel den Atheismus. Es ist aber auch auf Basis eines materialistischen Weltbildes ein Gottesglauben denkbar. [5]
Materialismus. (Sehen Sie auch Naiver Realismus,
Neurealismus und
Kritischer Realismus. Letzterer ist allerdings schon eine Art Mittelweg zwischen
Materialismus und
Agnostizismus Im Mittelalter, z. Z. des Universalienstreits, hatte der Begriff
Realismus eine andere Bedeutung. Da bedeutete er das, was heute
Idealismus genannt wird.) Verschieden von diesen philosophischen Bedeutungen ist Realismus in der Umgangssprache. Dort bedeutet er, die Realitäten zu sehen, sich keine Illusionen zu machen. Realisieren bedeutet dem gemäß, etwas zur Realität zu machen.
Idealist wie ein
Materialist im philosophischen Sinne sein. Und ein Materialist ist umgangssprachlich jemand, dem es nur um das Materielle geht, nur um den materiellen Lebensstandart, der nur an Essen, Sex, Kleidung, Autos etc. interessiert ist und darüber hinaus keine Interessen, keine Ideale hat. Auch ein solcher Mensch kann im philosophischen Sinne sowohl ein
Idealist wie ein
Materialist sein. Viele Missverständnisse beruhen darauf, dass die philosophische und die umgangssprachliche Bedeutung der Begriffe Materialismus und Idealismus nicht unterschieden werden.
Idealisten.]) Der Begriff Agnostizismus wird des Öfteren darauf eingeschränkt, nicht wissen zu können, ob Gott existiert oder nicht. Umfassender als Agnostizismus und diesen beinhaltend ist der Skeptizismus. [6]
materialistischen und
subjektiv-idealistischen Auffassungen ansehen. Nach dieser Vorstellung gibt es eine vom subjektiven Geist unabhängig existierende materielle Welt, die auf das Subjekt wirkt und das Subjekt bildet sich dann einerseits auf Grund dieser Wirkungen und andererseits auf Grund angeborener und erworbener Arbeitsweisen des Gehirns seine Welt. Die Welt, in der der Einzelne lebt, ist eine von seinem Geist geschaffene Welt. Aber der Geist schafft sie auf Grundlage von realen unabhängig vom Einzelnen existierenden materiellen Vorgängen. (Sehen Sie hierzu auch meinen Aufsatz Jeder lebt in seiner Welt.) Wenn man nun auch noch glaubt, diese Welt sei von einem Gott geschaffen worden und das glauben auch viele Naturwissenschaftler , dann kommt sogar auch die
objektiv-idealistische Komponente hinzu. Und wenn man nun auch noch der Auffassung ist, dass dies eben Gesagte wohl stimmen wird, man es aber mit letzter Sicherheit nicht wissen könne, dann kommt sogar auch noch der
Agnostizismus hinzu. Wenn man also kein Dogmatiker ist, kann man alle Aussagen irgendwie berücksichtigen. (Die berühmten Vertreter dieser verschiedenen Positionen waren alle intelligente und gebildete Menschen. Sie hatte alle überlegenswerte Argumente für ihre Auffassungen.)
Tschu Hsi mit seiner Lehre von
»Li und Ki«.
Kapila mit seiner Lehre von
»Prakriti und Puruscha«
Der Begriff Dualismus hat weitere Bedeutungen. Er wird für eine gewisse Spielart des
Idealismus benutzt. Siehe weiter unten:
Mittelwege. Er bezeichnet bestimmte religiöse Vorstellungen. Er hält im Gegensatz zum Monismus und zum Pluralismus zwei Grundprinzipien o. ä. als ursächlich oder bestimmend für die Welt.
Spinoza (idealistischer Monismus),
Haeckel (materialistischer Monismus) und
Russell (neutraler Monismus) genannt. Diese Zuordnung ist allerdings problematisch bzw. nicht unumstritten. An den vorangestellten Adjektiven sieht man, dass die konkreten Spielarten des Monismus eine Nähe zu anderen Grundpositionen haben können. Man wird in der Literatur genauso oft die Behauptungen finden, dass Spinoza ein
Idealist, Haeckel ein
Materialist und Russell ein
Realist oder ein
Agnostizist war. [8]
»Form und Stoff«, wo Materie und Bewusstsein eine Wirkung aufeinander haben.
Descartes mit seiner Lehre von res cogitans und res extensa, wo Materie und Bewusstsein keine Wirkung aufeinander haben.
Neo-Positivismus und der Analytischen Philosophie halten die Gegenüberstellung von Idealismus, Materialismus, Dualismus und Agnostizismus für Scheinprobleme, die sich aus einer Ungenauigkeit unserer Sprache ergeben würden. (u. a.
Wittgenstein.)
Nach meiner Auffassung ist der
Materialismus sowohl aus philosophischer wie aus naturwissenschaftlicher Sicht unhaltbar. (Naturwissenschaftlich siehe u. a. Hans-Peter Dürr.) Plausibler als ein materialistisches Weltbild ist mir, dass ein Weltbewusstsein, das zugleich ein Weltun(ter)bewusstsein, eine
Weltvernunft und ein
Weltwille ist, den Kern oder das Primäre des Seins ausmacht. (Der hegelsche Weltgeist und der schopenhauerische Weltwille.) Ich neige zu der Auffassung ohne ein Dogma aus ihr zu machen! , dass das Bewusstsein schon immer war. Die Dinge sind primär Bewusstsein (oder Weltun(ter)bewusstsein), bzw. Materie ist letztlich nur eine spezifische Form von Bewusstsein. Unser Gehirn produziert nicht das Bewusstsein, sondern ermöglicht es einem Subjekt, an dem unpersönlichen Bewusstsein der Dinge teilzuhaben. Unser Gehirn ermöglicht es, dass aus unpersönlichem, »ichlosem« Bewusstsein das in der Welt bereits ist ein persönliches, Selbst- oder Ichbewusstsein hervorgehen kann, das die gehirnlosen Dinge nicht haben.
Nun besteht das Problem, dass auch unser Gehirn aus Materie besteht, mithin auch unser Gehirn erst in unserem Gehirn entsteht. Unser Gehirn selbst ist eine Schöpfung des Geistes.
Näheres zu meinen Auffassungen zum Leib-Seele-Problem:
kleinen Anmerkung in meiner Zusammenfassung von Ditfurths Im Anfang war der Wasserstoff.]
Anmerkung:
Anm. 1: Körper und Materie gleichzusetzen war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts üblich. Nachdem durch neue naturwissenschaftliche Theorien (z. B. die
Relativitätstheorie) der physikalische Materiebegriff als philosophische Kategorie unbrauchbar wurde, versuchte
Lenin den Materialismus dadurch zu retten, dass er Materie nicht nur als Körper verstand, sondern als Sammelbezeichnung für alles, was unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert. Zurück zum Haupttext
Anm. 2: Schopenhauer sagte, wir erleben die Welt und uns unmittelbar als Vorstellung was wie ich meine mit »Bewusstsein« übersetzt werden kann und als Wille. Das ist eine andere durchaus berechtigte! Betrachtungsweise, die hier aber keine Rolle spielt. Ob Schopenhauer in der hier vorgenommenen Einteilung ein Materialist oder Idealist ist, das will ich nicht beurteilen. [Er passt wohl nicht in diese Einteilung. Es sei denn, man legt die leninsche Materiedefinition zu Grunde, was ich nicht ma(g)ch. Dann wäre der Wille Materie und Schopenhauer Materialist.] Zurück zum Haupttext
Anm. 3: Ich kann deshalb das Leib-Seele-Problem nicht als Sprach- oder Scheinproblem ansehen, wie in der Analytischen Philosophie und im Positivismus vielfach behauptet. Zurück zum Haupttext
Anm. 4: »Der Mensch weiß von Gott in dem Sinne, dass Gott im Menschen von sich selber weiß.« (Hegel) Dafür steht z. B. die indische Brahman-Atman Lehre, Spinoza und weitere pantheistische Religionen und Philosophien. Nach dieser Auffassung ist der Mensch (und darüber hinaus die ganze Welt) einerseits Gott und andererseits eine vorübergehende Verkörperung bzw. Entwicklungsphase Gottes. In dem Maße, wie der Mensch Gott ist, war er immer und wird er immer sein. In dem Maße, wie er eine vorübergehende Verkörperung oder Entwicklungsphase Gottes ist, ist er entstanden und wird er wieder verschwinden. In diesem Sinne ist der Mensch sterblich und unsterblich zugleich. Zurück zum Haupttext
Anm. 5: Es ist denkbar, dass es im Universum (oder im Sein schlechthin) Wesen gibt, die von ihren Fähigkeiten her so weit über den Menschen stehen, soviel Macht haben, dass man sie als Götter bezeichnen könnte, die aber nur auf Basis materieller Prozesse existieren (können). Auch die Nachfahren der Menschen könnten sich einst zu solchen Wesen entwickeln. Deshalb meine
hypothetische Aussage »Nicht ›Gott ist tot‹ (Nietzsche), sondern ›Gott ist noch tot‹ (ich ;-)«. Genauer beschäftigt habe ich mich damit in meinen Essays Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten und Ein Plädoyer für die Gentechnologie sowie im 17. Kapitel Meiner Lebenserinnerungen Zurück zum Haupttext
Anm. 6: Der Begriff Agnostizismus hat weitere Bedeutungen, die auf einigen Internetseiten besonders betont bzw. zu Unrecht in den Vordergrund geschoben werden. Agnostizismus kann bedeuten, dass man Gott, das höchste Seiende, nicht erkennen könne. Es dieses aber gebe. Diese Form von Agnostizismus hat eine Nähe zur
Negativen Theologie. Auf einigen Internetseiten wird unter Agnostizismus fälschlicher Weise nur das verstanden. Aber auch, wenn das für die primäre Bedeutung des Begriffs Agnostizismus gehalten wird, ist dies falsch, wie jeder überprüfen kann, der in verschiedene anerkannte philosophische Lexika schaut. Agnostizismus kann des weiteren die Ablehnung von Metaphysik bedeuten, aber auch Skeptizismus schlechthin. Wie ich schon in der
Anm 1 zur Einleitung zum philolex betont habe, gibt es keine einheitliche philosophische Fachsprache und im Verlaufe der Entwicklung nehmen Begriffe auch öfters eine neue Bedeutung an. Zurück zum Haupttext
Anm. 7: Eine weitere religiöse Bedeutung des Begriffs Dualismus ist, dass zwei mehr oder weniger gleichwertige Geister ein guter und ein böser , bzw. zwei geistige Prinzipien Ursache der Welt sind. Sehen Sie hierzu Zarathustrismus und Gnostizismus. Im Historisches Wörterbuch der Philosophie Band 2, S. 297299 kann man weiteres über den Begriff erfahrenen, z. B. wie Kant, Hegel, Schelling u. a. ihn benutzten. Dieses ansonsten sehr wertvolle Wörterbuch ist bei diesem Begriff allerdings äußerst unvollständig. Zurück zum Haupttext
Anm. 8: Das hinter Geist und Materie stehende Absolute kann in der konkreten Philosophie eine Ähnlichkeit mit dem Geist oder der Materie haben oder als unerkennbar gelten. Auch
Idealisten und
Materialisten sind Monisten, weil sie im Gegensatz zu den
Dualisten nur ein Urprinzip annehmen. Aber sie sind keine neutralen Monisten. Zurück zum Haupttext