Meinen und Meinung

»Meinen« bzw. »Meinung« ist eine Weise des »Für-wahr-haltens«, wie »glauben« und »wissen« und steht wertmäßig unter diesen beiden. Die Grenzen zwischen diesen drei Begriffen sind allerdings besonders in der Umgangssprache fließend.

»Meinung« ist unbegründete Auffassung ohne restloses Überzeugsein. Sie gibt lediglich eine gewisse Plausibilität wieder. [Tatsächlich sind die Meinungen von Menschen häufig deren Dogmen.]

Für Platon war Meinung (doxa) nur eine ungenügende Vorform von Wissen (episteme), als Handlungsorientierung aber vonnöten.

Kant beschäftigte sich in der  Kritik der reinen Vernunft mit den verschiedenen Weisen des »Für-wahr-haltens« (meinen, glauben, wissen). Für ihn ist »meinen« etwas, wo weder subjektive Überzeugung ist noch objektive Begründung.

Eine besondere Bedeutung hat das »Meinen« bei Husserl. Der  »Akt des Vermeinens« und das  »Weltmeinen« wird bei ihm zur Grundlage der Phänomenologie.


»Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.« Artikel 5 Grundgesetz



Zitate zu Meinung

Axel von Ambesser: »Die meisten bekommen eine Meinung, wie man einen Schnupfen bekommt, durch Ansteckung.«

Ambrose Bierce: »Ein verschrobener Mensch: jemand, der hartnäckig und eifrig einer Meinung anhängt, die du nicht teilst.«

Ludwig Börne: »Die Meinung ist die Küche, worin alle Wahrheiten abgeschlachtet, gerupft, zerhackt, geschmort und gewürzt werden.«

Thomas Carlyle: »Ich rede nicht gern mit Leuten, die stets meiner Meinung sind. Eine Zeitlang macht es Spaß mit einem Echo zu spielen, auf die Dauer aber ermüdet es.«

Nicolas-Sébastien de Chamfort: »Man kann wetten, dass jede öffentliche Meinung, jede allgemeine Konvention eine Dummheit ist, denn sie hat der großen Menge gefallen.«

Albert Einstein: »Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.«

Epiktet: »Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Beurteilen über die Dinge.«

Goethe: »Gegner glauben uns zu widerlegen, wenn sie ihre Meinung wiederholen und auf die unsrige nicht achten.«

Friedrich Hebbel: »Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.«

Moritz Heimann: »Die meisten Meinungen kommen zustande, indem man vergisst, wo man sie gehört oder gelesen hat.«

Friedrich Hollaender: »Sei stets geduldig gegenüber Leuten, die nicht mit dir übereinstimmen. Sie haben ein Recht auf ihren Standpunkt – trotz ihrer lächerlichen Meinung.«

Oliver Wendell Holmes: »Nur Tote und Toren ändern niemals ihre Meinung.«

Jean Paul: »Manche können nur fremde Meinungen, nicht ihre eigenen berichtigen.«

Joseph Joubert: »Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit

Otto von Leixner:
»Im Meinungskampf zu allen Zeiten
Die gleichen Waffen Sieg erstreiten:
Es sind die schärfsten Zungen
Und allerstärksten Lungen.
Da hat die Wahrheit liebe Not –
Sie wird zumeist geschlagen tot.«

Immanuel Kant: »Eine Meinung, die einmal im Besitze des Ansehens, und sogar des Vorurteils ist, muss man ohne Ende verfolgen, und aus allen Schlupfwinkeln heraus jagen.«

Adolph Knigge: »Lerne Widerspruch ertragen. Sei nicht aus schwacher Eitelkeit und törichtem Dünkel eingenommen von Deinen Meinungen.« Aber auch: »Sei nicht zu sehr ein Sklave der Meinungen andrer von Dir! Sei selbständig! Was kümmert dich am Ende das Urteil der ganzen Welt, wenn du tust, was du sollst?«

Georg Christoph Lichtenberg: »Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung und der herrschenden Mode konform.«

John Stuart Mill: »Öffentliche Meinungen über Themen, die dem Verstand schwer zugänglich sind, sind oft richtig, aber selten oder nie die ganze Wahrheit.« »Wir können nie sicher sein, dass die Ansicht, die wir zu unterdrücken suchen, falsch ist; auch wenn wir sicher sein könnten, wäre die Unterdrückung immer noch ein Übel.

Christian Morgenstern: »Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht.«

Jean Antoine Petit-Senn: »Die öffentliche Meinung ist eine Buhlerin: Man sucht ihr zu gefallen, ohne sie zu achten.«

Bertrand Russell: »Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben.«

Johannes Scherr: »Die öffentliche Meinung ist nichts anderes als der aus dem hohlen Bauche der Unwissenheit oder der vollen Blase der Bosheit hervorgurgelnde Klatsch.« »Denn was ist zumeist die ›öffentliche Meinung‹? Nichts als ein verworrenes Geräusch, das aus dem Zusammenstoß der so oder anders angestrichenen Bretter entsteht, welche die Menschen vor ihren Stirnen tragen.«

Arthur Schnitzler: »Eine als falsch erkannte Meinung ohne falsche Scham aufzugeben, das ist vielleicht die wunderbarste Kraftersparnis, die unserem Geist gegönnt ist; und zugleich die, von der wir am seltensten Gebrauch machen.«

Johann Gottfried Seume: »Die meisten Menschen haben überhaupt gar keine Meinung, viel weniger eine eigene, viel weniger eine geprüfte, viel weniger vernünftige Grundsätze.«

Sophokles: »Den Gedanken hege nicht allein in dir, dass deine Meinung, keine sonst, die rechte sei.«

Terenz: »Wieviele Leute, soviele Meinungen.«

Voltaire: »Es ist klar, dass jeder, der einen Menschen, seinen Bruder, wegen dessen abweichender Meinung verfolgt, eine erbärmliche Kreatur ist.«


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