Voltaire


Voltaire kurz und knapp

François Marie Arouet, (1694–1778) angenommener Schriftstellername Voltaire, war ein bedeutender französischer Aufklärer, Schriftsteller und Religions- bzw. Kirchenkritiker. Er stand den Enzyklopädisten nahe. Während eines Aufenthalts in England (1726–1729) wurde Voltaire mit der Physik Newtons, der Philosophie Lockes (Empirismus und Liberalismus) und dem Deismus bekannt, dessen bekanntester Vertreter er wurde.

Spott: Voltaire zog sich schon frühzeitig den Ruf eines leichtsinnigen Spötters zu. Als aus Sparsamkeitsgründen die Hälfte der Pferde in den königlichen Ställe abgeschafft wurden, schlug er vor, man solle doch besser 50% der Esel entlassen, die den königlichen Hof bevölkern.

Philosophie der Geschichte: »Ich will eine Geschichte [...] schreiben, die darüber Gewissheit schaffen soll, wie die Menschen im Kreis ihrer Familien lebten und welche Künste sie gemeinsam pflegten [...] Mein Gegenstand ist die Geschichte des menschlichen Geistes und nicht die ausführliche Aufzählung unbedeutender Tatsachen; auch mit der Geschichte großer Herren will ich nichts zu tun haben [...]; aber ich will wissen, über welche Stufen die Menschen vom Zustand der Barbarei zur Zivilisation übergingen.«

Voltaire würdigte in einer für die damalige Zeit ungewöhnlichen Weise fremde Kulturen und deren Leistungen (Persien, Indien, China). Europa sei nur eine Welt unter anderen, Judentum und Christentum seien nur zwei Religionen unter Dutzenden.

Voltaire und Rousseau waren beide Wegbereiter der französischen Revolution. Trotzdem bestanden zwischen beiden beträchtliche Unterschiede. Voltaire, nachdem er Rousseaus Abhandlung über die Ungleichheit gelesen hatte, in einem Brief an diesen: »Ich habe, mein Herr, Ihr neues Buch gegen die menschliche Gattung erhalten [...] Niemand hat es mit mehr Geist unternommen, uns zu Tieren zu machen, als Sie; das Lesen ihres Buches erweckt in einem das Bedürfnis, auf allen Vieren herumzulaufen. Da ich jedoch diese Beschäftigung vor einigen sechzig Jahren aufgegeben habe, fühle ich mich unglücklicherweise nicht in der Lage, sie wieder aufzunehmen.« [In der Auseinandersetzung zwischen Voltaire und Rousseau stehe ich voll und ganz auf der Seite Voltaires!]

Toleranz:

»Ihre Meinung ist mir zwar widerlich, aber ich werde mich dafür totschlagen lassen, dass sie sie sagen dürfen.«


[Dieser Satz wird Voltaire zugeschrieben, ist aber scheinbar nicht belegbar. Es wird eine Charakterisierung seines Standpunktes durch andere sein.]


Religion: Voltaire war ein gottgläubiger Mensch, er nannte sich selbst »Theist«. Das Christentum lehnte er jedoch schroff ab. Schon ein alter Mann führte er in den Jahren 1761–1765 einen äußerst erbitterten Kampf gegen die Kirchen aller Konfessionen. »Ecrasez l'Infâme!« Zerschlagt die Infamie! Dies wurde sein Schlachtruf.


Zitate Voltaires

»Die Arbeit schützt uns vor drei Hauptübeln, vor Langeweile, Laster und Not.«

»Wenn Sie einen Schweizer Bankier aus dem Fenster springen sehen, springen Sie hinterher. Es gibt bestimmt etwas zu verdienen.«

»Eine weitere Ursache unserer Armut sind unsere neuen Bedürfnisse

»Die Eigenliebe ist ein windgeblähter Ballon, daraus Stürme hervorbrechen, wenn er geritzt wird.«

»Bedenkt, dass Fanatiker gefährlicher sind als Schurken. Einen Besessenen kann man niemals zur Vernunft bringen, einen Schurken wohl.«

»Fanatismus ist sicherlich tausendfach verhängnisvoller, denn Atheismus entfacht keine blutige Leidenschaft, wo Fanatismus es tut. Atheismus stellt sich dem Verbrechen zwar nicht entgegen, aber Fanatismus führt zu Verbrechen.« [Das kann man bei Atheisten sowenig verallgemeinern, wie bei Religiösen.]

»Gewohnheit Sitte und Brauch sind stärker als die Wahrheit

»Die Menschen suchen ihr Glück, ohne zu wissen, auf welche Art sie es finden können: Wie Betrunkene ihr Haus suchen, im unklaren Bewusstsein, eins zu haben.«

»Wenn Gott nicht existierte, müsste man ihn erfinden.«

»Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen ist.«

»In der einen Hälfte des Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben. In der anderen Hälfte opfern wir Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen.«

»Der Mensch muss ein ungeheurer Ignorant sein, der auf jede Frage eine Antwort weiss.«

»Diese Welt ist ein einziges großes Bedlam, wo Irre andere Irre in Ketten legen.« [Bedlam = englisches Wort für Wahnsinn oder Irrenhaus.]

»Ich spreche mit Bedauern von den Juden: Diese Nation ist, in vielerlei Beziehung, die verachtenswerteste, die jemals die Erde beschmutzt hat.«

»Der Offensivkrieg ist der Krieg eines Tyrannen; wer sich jedoch verteidigt, ist im Recht

»Es ist gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat.« [Oder andere Vertreter des  Gewaltmonopols des Staates wie Polizei, Richter u. ä.]

»Alles, was zu dumm ist, um gesprochen zu werden, das wird gesungen

»Besser man riskiert, einen Schuldigen zu retten, als einen Unschuldigen zu verurteilen.«

»Die  Tugend wohnt im Herzen und sonst nirgends.« [ Gefühlsethik.]

»Das Überflüssige ist eine sehr notwendige Sache.«

»Wenn ein Arzt hinter dem Sarg eines Patienten geht, folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung.«

»Die Verleumdung ist schnell und die Wahrheit langsam.«

»In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.«

»Zufall ist ein Wort ohne Sinn; nichts kann ohne Ursache existieren.« [Die Quantenphysik sieht das anders.]


Meine Meinung zu Voltaire

Einer der Besten unserer Gattung !!! Keine Kritik an den philosophischen und gesellschaftlichen Auffassungen Voltairs! (Mit der Ausnahme, dass er viele Vorurteile gegen die Juden, die zu seiner Zeit üblich waren, geteilt hat.) Aber aus der Literatur lässt sich entnehmen, dass er im Umgang mit anderen Menschen, besonders philosophischen und wissenschaftlichen Gegnern und »Geschäftspartnern« nicht immer zimperlich war. Ein durch und durch guter Mensch – wie man es seiner Philosophie nach hätte erwarten können –, war er wohl nicht. (Aber wer ist das schon? – Ich bin es auch nicht ;-) Höchstens Mutter Teresa und Albert Schweitzer. Und die waren zwar  »gut« – bei aller Problematik dieses schönen Wortes –, aber gleichzeitig religiöse Phantasten.)


Literatur und Sekundärliteratur

Literatur:

Sekundärliteratur:

Zur philolex-Startseite


Copyright © by Peter Möller, Berlin.