Unbewusstes und Unterbewusstes

Der Begriff des Unbewussten ist mit Freud und den von ihm beeinflussten Denkern populär geworden. (Es gab ihn allerdings auch schon früher. Siehe weiter unten.) Unter oder neben unserem Bewusstsein befinde sich das Unbewusste, das große Teile unseres Verhaltens steuere. Beim Unbewussten unterscheidet Freud zwischen bewusstseinsfähigem und »an sich und ohne weiteres« nicht bewusstseinsfähigem. Ersteres nennt er »vorbewusst«. Häufig wird dieser Teil des Unbewussten auch »Unterbewusstes« oder »Unterbewusstsein« genannt. Diese Begriffe sind aber umstritten.

In der Umgangssprache, im Alltagsverständnis werden die Begriffe Unbewusstes und Unterbewusstes synonym gebraucht. Das entspricht meinen Erfahrungen aus Diskussionen, populärwissenschaftlicher Literatur und dem Feuilleton. Dies wird auch in Enzyklopädien und Fachlexika bestätigt.

Laut Meyers enzyklopädischen Lexikon (Band 24/1979) ist »Unterbewusstsein« der Teil des Bewusstseins, dessen Inhalte im Gegensatz zu denen des Oberbewusstseins unterhalb der aktuellen Bewusstseinsschwelle liegen. Hierfür werden aber häufiger die Begriffe unbewusst oder vorbewusst benutzt. »Oberbewusstsein« (ein Eintrag in Band 17/1976) bedeute das wache, helle Bewusstsein, dessen Inhalte (im Gegensatz zu denen des Unterbewusstseins) unmittelbar abrufbar sind. Was hier Oberbewusstsein genannt wird, ist in der Umgangssprache das Bewusstsein.

Das »Lexikon der Psychologie« (Spektrum Akademische Verlag GmbH Heidelberg, 2001) bezeichnet »Unterbewusstsein« als die Bewusstseinsebene, deren Inhalte nicht bewusst sind, die aber durch Reflexion bewusst gemacht werden können. Dies sei der wesentliche Unterschied zum »Unbewussten«, dessen Inhalte durch Selbstreflexion nicht zugänglich seien.

Im Historischen Wörterbuch der Philosophie wird darauf hingewiesen, dass der Begriff »Unbewusstes« unscharf sei, nicht genügend abgegrenzt von ähnlichen Begriffen, u. a. von dem Begriff »Unterbewusstsein«. Theorien über unbewusste psychische Vorgänge gab es bereits in der Antike (z. B. bei Platon und Plotin) und in der neuzeitliche Philosophie (u. a. bei Leibniz, Kant, Schopenhauer, Schelling, Carus und E. v. Hartmann. (Wobei jeder Philosoph etwas mehr oder weniger anderes darunter verstand. (Wen die Details interessieren, der kann sie in diesem Wörterbuch nachlesen, Band 11, S. 124–133.)


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