Eduard von Hartmann

Eduard von Hartmann (1843–1906) war ein deutscher Philosoph. Ursprünglich Offizier, der wegen eines Knieleidens in den Ruhestand gehen musste. Wurde dann Privatgelehrter in Berlin. Verfasste seine Schriften größtenteils im Bett unter starken Schmerzen. [Was einiges erklärt.]

Hartmann betrachtete seine Philosophie als eine Synthese aus Hegel und Schopenhauer mit eindeutigem Übergewicht Hegels. Dazu kamen Gedanken von Spinoza und Leibniz, die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaften, besonders der Biologie. Am Anfang steht bei ihm aber das bei Schelling schon vorhandene Unbewusste.

Hartmann kann zu den  »Induktiven Metaphysikern« gerechnet werden, da er  idealistische Vorstellungen durch Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft stützen wollte.

Theoretiker des Unbewusstseins: Das absolut Unbewusste sei das identische Dritte hinter Materie und Bewusstsein. Grund, Quelle und übergreifende Einheit des Weltwesens, der absolute Geist. Hartmann bezeichnete seine Philosophie als geistigen  Monismus. Das Unbewusste ist bei Hartmann etwas anderes, Umfassenderes als das Unbewusstsein der Psychologie, speziell der  Psychoanalyse.

Hartmann schuf die Grundlage für den Kritischen  Realismus, der im 20. Jahrhundert besonders unter Naturwissenschaftlern weite Verbreitung fand. Der Kritische Realismus steht erkenntnistheoretisch zwischen Naivem Realismus und  kantischem transzendentalen Idealismus. Was wir um uns herum wahrnähmen, sei nicht mit dem unabhängig von uns Existierenden identisch. Das unabhängig von uns Existierende sei aber auch nicht, wie bei Kant, schlechthin unerkennbar.

Hartmann hatte eine Nähe zum Buddhismus mit seiner Ablehnung egoistischen Glücksstrebens.

Das menschliche Leben sei geleitet von drei Illusionen:

  1. Dass im menschlichen Leben Glück möglich sei,
  2. dass nach dem irdischen Leben ein himmlisches Leben komme, in dem es ewiges Glück gebe,
  3. und dass Glück für alle (Sozialismus, Sozialstaat) möglich sei.

Es gibt in der Literatur sowohl die Behauptung, dass für Hartmann Glück unmöglich war, wie auch, dass bei ihm die Unlust die Lust bei weitem übersteigt. Letztere Aussage beinhaltet ja, dass es Lust, bzw. Glück in bestimmten Grenzen gibt. (Bei Menschen, die viel geschrieben haben, findet man häufig widersprüchliche Aussagen.)

Der Sinn des Weltprozesses sei, die Weltentstehung rückgängig zu machen. Wenn der Wille von der Vernunft sosehr erleuchtet sei, dass er erkenne (dass die Mehrzahl der Individuen erkenne), dass das Leben unabänderlich Leiden sei, dann werde sich die Welt in Nichts auflösen. [Eine anthropozentrische Sicht, die gerade mit einem modernen naturwissenschaftlichen Weltbild nicht vereinbar ist. Als ob die Welt von der Vorstellung, von den Einsichten der Menschen abhänge.]

Hartmann war ein Gegner des Darwinismus und ein Mitbegründer des Neovitalismus.

Hartmann kritisierte  Nietzsches Moral, und bezeichnete diese als ein Plagiat der Auffassungen Stirners, den Nietzsche nirgends erwähne, aber gekannt haben müsse. Hartmann war überzeugt, den Egoismus Stirners (und damit den Nietzsches) überwunden bzw. widerlegt zu haben.


Meine Kritik an Eduard von Hartmann

Individuelles Glück ist möglich! Es ist Bestandteil meines unmittelbaren Erlebens und damit unbezweilbar existent. Genauso wie individuelles Unglück. Es wechselt. Es ist nicht dauerhaft. Aber daraus den Schluss zu ziehen, dass es individuelles Glück nicht gebe, ist falsch. Das ist auch nicht allein eine Frage der vernünftigen Einsicht. Hier spielt die Mentalität des jeweils urteilenden Menschen eine große Rolle. Was sind das bloß für kaputte Typen gewesen, die ständig von der Unmöglichkeit individuellen Glücks geredet und geschrieben haben. Man muss ja den Eindruck bekommen, dass diese bemitleidenswerten Kreaturen tatsächlich nie glücklich waren. (Wenn jemand einen großen Teil seines Lebens mit starken Schmerzen im Bett liegt, ist eine solche Einstellung allerdings verständlich. Auch der Wunsch, die Existenz möge sich ins Nichts auflösen. Verständlich im Sinne von »erklärbar« nicht im Sinne von »akzeptabel«. Würde Hartmann heute leben, würde er auf Grund des medizinischen und pharmazeutischen Fortschritts wahrscheinlich weniger, eventuell sogar keine Schmerzen haben und er würde dann wahrscheinlich eine mindestens zum Teil andere Philosophie entwickeln.)

Dass Hartmann nicht den Selbstmord wählte, nicht das individuelle Entsagen etc. sondern sich voll in den Weltprozess hineinbegab um die allgemeine Erlösung herbeizuführen, da mag die protestantische Pflichtethik und/oder das Pflichtbewusstsein des preussichen Offiziers eine Rolle spielen.

Ich habe mich im philolex-Beitrag zu  Schopenhauer näher mit dem Pessimismus auseinandergesetzt. Das dort gesagte gilt auch Hartmann gegenüber.

Der Versuch einer Synthese aus Hegel und Schopenhauer, aus Vernunft und Wille sagt mir allerdings sehr zu. Sehen Sie dazu näheres bei  Hegel.

Literatur:

Zur philolex-Startseite


Copyright © by Peter Möller, Berlin.