Das Zeitalter der Aufklärung

Liste von Philosophen und Wissenschaftlern aus dem Zeitalter der Aufklärung, sowie zur Orientierung wichtige geschichtliche Ereignisse.



John Locke, 1632–1704
Isaac Newton, 1643–1736
Gottfried Wilh. Leibniz, 1646–1716
Pierre Bayle, 1647–1706
Thomasius, 1655–1728
Anthony Ashley Cooper, 1671–1713
Christian Wolff, 1679–1745
George Berkeley, 1684–1753
Montesquieu, 1689–1755
Hutcheson, 1694–1747
Voltaire, 1694–1778
La Mettrie, 1709–1751
David Hume, 1711–1776
Rousseau, 1712–1778
Friedrich der Große, 1712–1786
Denis Diderot 1713–1784
Jean d'Alembert 1717–1783
Dietrich von Holbach, 1723–1789
Adam Smith, 1723–1790
Immanuel Kant, 1724–1804
Gotthold Ephr. Lessing, 1729–1781
Moses Mendelssohn, 1729–1786
Johann Georg Hamann, 1730–1788
Friedrich Heinrich Jacobi, 1743–1819
Johann Gottfried Herder, 1744–1803
Johann Wolfg. v. Goethe, 1749–1832
Friedrich Schiller, 1759–1805

Die Türken stehen vor Wien, 1683

Glorious Revolution in England, 1688

Gravitationsgesetz, 1666

Integral- und Differentialrechnung

Beginn der Aufklärung in Frankreich

7jähriger Krieg, 1756–1763
J. Watt erfindet die Dampfmaschine, 1765

Enzyklopädie, 1751–1780

Kritik der reinen Vernunft, 1781

Entdeckung des Sauerstoffs, 1774

Erste Dampfmaschine, 1776

Amerik. Unabhängigkeitserklärung, 1776

Französische Revolution , 1789

Vorher Renaissance und Barock           Weiter 19. Jahrhundert


Allgemeine Grundzüge der Aufklärung

Vernunft: Das wichtigste Merkmal der Aufklärung ist die hohe Bewertung der Vernunft. Die Vernunft sei das Wesen des Menschen. Die Welt sei in ihrer Gesamtheit vernünftig angelegt und könne von der menschlichen Vernunft erkannt werden. Die Vernunft sei die einzige und letzte Instanz, die über Wahrheit oder Falschheit einer Erkenntnis entscheidet. (Rationalismus)

Gegen Irrationalismus: Aus dieser hohen Bewertung der Vernunft ergibt sich natürlich eine Kritik an allen autoritätsbezogenen, irrationalen Denkrichtungen wie christlicher Offenbarungsglaube, Metaphysik, Aberglaube, politischen Dogmatismus u. ä. Auch Traditionen und Institutionen (politische, gesellschaftliche) werden der Kritik unterzogen.

Aufklärung ist immer eine Reaktion auf Unaufgeklärtheit, auf gesellschaftliche Zustände und Verhaltensweisen, die aus religiösen und politischen Dogmen, Autoritäten etc. resultieren und nicht aus vernünftiger Begründung oder Einsicht. In diesem Sinne hat es aufklärerische Bewegungen seit der Antike immer wieder gegeben. Für die Gegenwart möchte ich Karl Popper als einen wichtigen Aufklärer nennen.


»Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leistung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.« Immanuel Kant


Aufklärung als historische Epoche

Unter »Aufklärung« oder »Zeit der Aufklärung« wird eine geistesgeschichtliche Epoche Europas verstanden, die vom Ende des 17. bis ins 19. Jahrhundert währte und in der die eben erläuterte Denkrichtung zunehmend an Einfluss gewann, was zu größeren oder auch (leider) nur kleineren Änderungen in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft etc. führte. Zusätzlich zu den oben erwähnten Grundzügen wurden folgende Auffassungen vertreten:

Fortschrittsglaube: Der Mensch könne durch vernünftige Einsicht sich selbst und die Gesellschaft verbessern. Er könne durch eine vernünftige Erfassung der Natur und der Naturgesetze die Natur beherrschen und dadurch das Leben der Menschen verbessern und bereichern. [Das hat sich in einem beträchtlichen Maße bewahrheitet.]

Der Mensch sei von Natur aus gut, erst seine Entfernung von dieser Natur verdürbe ihn. [Da habe ich meine Bedenken. Die weitere Entwicklung hat diese Auffassung nicht bestätigt.]

Rechts- und Staatslehre: Es gäbe ein  Naturrecht und die Naturrechtssätze seien von der gleichen Allgemeingültigkeit und Erkennbarkeit wie die naturwissenschaftlichen und mathematischen Sätze. [Auch hier habe ich meine Bedenken.]

Frankreich: In Frankreich radikalisierte und politisierte sich die Aufklärung und wurde zu einer Ursache für die Große Französische Revolution von 1789. Französische Aufklärer waren u. a.: Bayle, Voltaire, Montesquieu,  La Mettrie und  Diderot. [In der Regel wird auch Rousseau dazugezählt, was ich wegen dessen Vernunftfeindlichkeit für fragwürdig halte. Hirschberger bezeichnet ihn als eigentlichen Überwinder der Aufklärung.]

England: Der allgemeine englische  Volkscharakter und die seit dem späten Mittelalter vorherrschende philosophische Grundströmung führte in England zu einem reformistischem Verhalten. Englische Aufklärer waren u. a.: F. Bacon, Hobbes, Locke und Hume. In England bekam die Aufklärung einen religiösen Zug in Form des »Deismus«, eine auf Vernunft und Konsens begründete Religiosität.

Deutschland: Die deutsche Aufklärung hatte einen biederen, schulmeisterlichen Charakter. Auf die politischen Verhältnisse hatte sie faktisch keine Auswirkung. Deutsche Aufklärer waren u. a.:  Thomasius,  Wolff,  Friedrich der Große,  Lessing und Kant.

Nach Kant ist Aufklärung das Erwachen des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit. Faulheit und Feigheit seien die Ursachen, warum soviele Menschen gerne zeitlebens unmündig blieben. [Bei Kant kommen geschichtliche und sozial-ökonomische, psychologische und anthropologische Gesichtspunkte zu kurz. Das kann man Kant aber nur bedingt zum Vorwurf machen. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand war vor 200 Jahren eben ein anderer als heute. Von selbstverschuldet, von Faulheit und Feigheit kann bei den gebildeteren, privilegierteren Teilen der Bevölkerung oft – nicht immer! – gesprochen werden, in der Regel aber nicht bei der Masse der Bevölkerung. Kants kleine Schrift Was ist Aufklärung? spricht mir oft aus dem Herzen. Vom heutigen Wissenstand aus gesehen, bedürfen die dort vertretenen Positionen aber der Ergänzung.]

Kritisches zur Aufklärung: Die hohe Bewertung der Vernunft – die ich im Prinzip begrüße! – hat häufig dazu geführt zu übersehen, dass der Mensch in einem beträchtlichen Maße ein irrationales Wesen ist. Politische, gesellschaftliche und individuelle Strategien zur Verbesserung des Menschen, des Lebens, der Welt, die den irrationalen Teil des Menschen übersehen oder unterbewerten, sind zum Scheitern verurteilt. Man muss den Menschen in seiner Ambivalenz als vernünftiges und als instinkthaftes, emotionales, gefühlsmäßiges Wesen sehen um ihm gerecht zu werden.


Romantik

U. a. als Reaktion auf die Aufklärung entwickelte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Romantik unterhalb der herrschenden Aufklärung und löste diese zu Beginn des 19. Jahrhunderts als vorherrschende geistige Strömung ab. (Jedenfalls in Deutschland. Ob das so allgemein auf ganz Europa übertragbar ist, sei mal dahingestellt.) Die Philosophen der Romantik gehören zeitlich zum großen Teil in das Zeitalter der Aufklärung. Nicht in allen Fällen ist die Trennung in Aufklärer und Romantiker unproblematisch. Schubladendenken wird dem einzelnen Denker häufig nicht gerecht.


Zitate zur Aufklärung

Karlheinz Deschner: »Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.«

Horkheimer/Adorno: »Seit je hat Aufklärung im umfassenden Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.«

Goethe: »Fehler der so genannten Aufklärung: dass sie Menschen die Vielseitigkeit gibt, deren einseitige Lage man nicht ändern kann.«

Immanuel Kant : »Die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung.«

Georg Christoph Lichtenberg : »Aufklärung in allen Ständen besteht eigentlich nur in richtigen Begriffen von unseren wesentlichen Bedürfnissen

Leo Tolstoi: »Fleischessen ist ein Überbleibsel der größten Roheit. Der Übergang zum Vegetarismus ist die erste und natürlichste Folge der Aufklärung.«


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